Türchen 5: Bundesländer im Vergleich – Zahlen, Daten, Fakten

Insgesamt liegt die Glasfaserquote – also die Anzahl der Haushalte und Behörden, die die Möglichkeit für einen Glasfaseranschluss haben – in Deutschland Mitte 2023 bei 35,6 Prozent. Betrachtet man jedoch die einzelnen Bundesländer genauer, so zeigen sich deutliche Unterschiede. Spitzenreiter mit einer Glasfaserquote von über 80 Prozent ist „der echte Norden“ – Schleswig-Holstein. Schlusslicht unter den Flächenländern ist Baden-Württemberg. „THE LÄND“ (offizielle Kampagne von Baden-Württemberg) kann eine Glasfaserquote von lediglich 23 Prozent vorweisen.

Woher kommen diese Unterschiede in der Glasfaserabdeckung der einzelnen Bundesländer? Sind es Hemmnisse für den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau? Liegt es an einer zu starken Fokussierung auf staatliche Förderprogramme? Oder hängt die Quote mit der unterschiedlichen politischen Priorisierung von Glasfaser in den einzelnen Bundesländern zusammen?

Aktueller Spitzenreiter bei der Beantragung von Fördermitteln für den Glasfaserausbau ist Baden-Württemberg. Das hat im Jahr 2023 maßgeblich dazu beigetragen, dass das mit 3 Mrd. Euro Bundesmitteln ausgestattete Gigabitförderprogramm des Bundes 2023 mit einem Gesamt-Antragsvolumen von mehr als 7 Mrd. Euro deutlich überzeichnet wurde. Das Vorgehen in Baden-Württemberg geschieht aber offensichtlich nicht aus einer Abwägung heraus, die auf der aktuellen Marktlage oder wirtschaftlichen Gegebenheiten beruht. Es ist eher ein Eingeständnis, trotz nicht unerheblicher Fördermittel aus dem Weiße-Flecken-Programm politisch viel zu wenig für den Glasfaserausbau getan zu haben. Weil die Umsetzung von Förderprojekten sehr langwierig ist und auch viele kommunale Personalressourcen bindet, wird es sehr lang dauern, bis absehbar ist, ob auch Baden-Württemberg einen Schritt nach vorn macht. Unterdessen hat das Land es in der Vergangenheit, aber auch aktuell, nicht geschafft, dem Glasfaserausbau die notwendige politische Relevanz einzuräumen und im engen Schulterschluss mit der Telekommunikationsbranche die Rahmenbedingungen für den Ausbau zu verbessern. Die Glasfaserquote von 23% ist das Ergebnis dieser Umstände.

Anders sieht es beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern aus. Dort wurde vor vielen Jahren mit einer klugen Verbindung des eigenwirtschaftlichen und geförderten Ausbaus der richtige Weg zur richtigen Zeit eingeschlagen. Es war die persönliche Mission des Ministers, der sich auch nicht zu schade war, den Unternehmen persönlich Rede und Antwort zu stehen. Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte in manchen Regionen ist der geförderte Ausbau natürlich ein wichtiger Faktor im Glasfaserausbau. Die Früchte trägt das Land jetzt mit einer überdurchschnittlich hohen Glasfaserquote von 46%.

Vorzeige-Land im Bereich des Glasfaserausbaus ist mit einer Glasfaserquote von 82% Schleswig-Holstein. Schon früh wurden hier die politischen Weichen für einen erfolgreichen eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau gestellt. Dabei wurde Wert darauf gelegt, den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau durch den geförderten Ausbau zu ergänzen und nicht in Konkurrenz zu stellen. Mit dem Breitband-Kompetenzzentrum Schleswig-Holstein wurden schon früh Kompetenzen aufgebaut, um die Situation des Glasfaserausbaus im „echten Norden“ fundiert einzuschätzen.

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Autor:
Jan Simons
Leiter Landes- und Kommunalpolitik, BREKO