Türchen 2: Glasfaser und Mobilfunk – Die unsichtbaren Helden der smarten Zukunft

In einer zunehmend vernetzten Gesellschaft steht der Ausbau von Glasfaser- und Mobilfunknetzen in Deutschland im Fokus. Nicht nur die Bundesregierung und die Telekommunikationsunternehmen treiben die Entwicklung gemeinsam voran, auch die Kommunen spielen eine wesentliche Rolle in diesem komplexen Zusammenspiel. Doch was motiviert Kommunen dazu, diesen Ausbau zu unterstützen? Wie dienen diese digitalen Infrastrukturen als Rückgrat für moderne Städte und Gemeinden und welchen Nutzen haben sie davon?


Smart City Bereiche
Eigene Darstellung des Gigabitbüro des Bundes nach © BSI

Digitale Infrastrukturen sind die Grundlage für sogenannte Smart Cities, in denen intelligente Technologien zur Steigerung der Lebensqualität und nachhaltigen Entwicklung genutzt werden. Auch kleine Gemeinden können Smart Cities werden. Smart Cities basieren auf dem „Internet der Dinge“ (IoT), das Daten sammelt, analysiert, verarbeitet und teilt. Essenziell sind digitale Infrastrukturen und Datenplattformen zur Optimierung von Bereichen wie Mobilität, Verwaltung und Energieversorgung. Ziel ist es, den Lebensraum optimal zu gestalten und Synergien zu nutzen. Hochleistungsfähige digitale Infrastrukturen wie Glasfaser und Mobilfunk sind dafür unerlässlich.

Eine Kommune, die sich aufgemacht hat, smart zu werden, ist Mannheim: „Das zentrale Thema einer Smart City ist die digitale Vernetzung verschiedener Sektoren. Dazu braucht es eine leistungsstarke Kommunikationsstruktur. In Mannheim kommen unterschiedliche Übertragungstechnologien zum Einsatz – von Glasfaser und Mobilfunk bis hin zu einem eigenen IoT-Funknetz – jeweils passend zur spezifischen Anwendung“, erklärt Dr. Robert Thomann, Geschäftsführer der Smart City Mannheim.

5 Gründe für den Ausbau digitaler Infrastrukturen

Und wie sieht das in der Praxis aus? Wir haben bei Kommunen nachgefragt, die bereits verschiedene Smart City-Projekte umsetzen und fünf Anwendungsbeispiele zusammengetragen, die zeigen, dass von dem Ausbau digitaler Infrastrukturen alle profitieren:

Grund 1: Bürgerbeteiligung und Kommunikation

Smart City-Anwendungen fördern die Bürgerbeteiligung durch den Einsatz digitaler Plattformen, auf denen Bürgerinnen und Bürger ihre Meinungen und Ideen einbringen können. Aber auch seitens der Kommune kann eine Kommunikation stattfinden, welche weit über die Homepage und Printmedien hinausgeht. Echtzeit-Feedback-Mechanismen ermöglichen es den Kommunen, schneller auf die Bedürfnisse und Anliegen der Einwohnerinnen und Einwohner zu reagieren, wodurch die Bürgerinnen und Bürger aktiver an Entscheidungsprozessen teilnehmen können.

Das Referat für Digitalisierung und Wirtschaft der Stadt Wolfsburg fasst zusammen: „Der Glasfaserausbau ermöglicht es den Bürgern, schnellen und stabilen Internetzugang zu nutzen, was sowohl für die Arbeit im Homeoffice als auch für die Nutzung von Bildungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten wichtig ist. (…) Auch die digitale Teilhabe für ältere Menschen oder sozial schwächer gestellte Bürger wird durch den Ausbau von Glasfaser und Mobilfunk erleichtert. Dies ermöglicht den Zugang zu Online-Verwaltungsdiensten oder sozialen Netzwerken, was zu einer besseren Integration in die digitale Gesellschaft führt.“

Grund 2: Attraktivität von Kommunen erhöhen – auch im ländlichen Raum

Leerstehende Häuser, schließende Geschäfte und abwandernde junge Menschen prägten einst viele ländliche Gemeinden in Deutschland. Der Ausbau von schnellem Internet und 5G-Mobilfunk bildet jedoch die Grundlage für technologische Neuerungen. Moderne digitale Infrastrukturen machen Kommunen attraktiver für Unternehmen und Investoren, fördern Innovationen und schaffen Voraussetzungen für eine florierende Wirtschaft. Die digitale Transformation belebt Kommunen und mildert den Fachkräftemangel.

Zahlreiche Projekte zeigen auf, wie die Nutzung von schnellem Internet und Mobilfunk das Leben in ländlichen Gebieten verbessern kann. So zum Beispiel die Digitalstadt Ahaus, die sich trotz ihrer ländlichen Lage als digitaler Vorreiter etabliert hat: „Die Verbindung von allen und allem ist das, was die Digitalstadt Ahaus so besonders macht. Aus allen Branchen und Bereichen fließen Informationen und Daten zusammen und bilden die Grundlage für eine attraktive und zukunftsweisende Stadt. Damit das alles funktioniert ist die Infrastruktur, als Breitband, aber auch in den Mobilfunknetzen von elementarer Bedeutung. (…)“ (Dieter van Acken, Botschafter Tobit.Software Laboratories).

Auch das Modellprojekt Smart City Bad Belzig und Wiesenburg/Mark nutzt digitale Infrastrukturen für die Daseinsvorsorge im ländlichen Raum: „Digitale Daseins- und Dableibevorsorge in ländlichen Regionen ist eine Daueraufgabe. Sie beginnt mit einer stabilen, schnellen Internetverbindung.“ soKonrad Traupe, Projektleiter Zukunftsschusterei // Modellprojekt Smart City Bad Belzig & Wiesenburg/Mark.

Grund 3: Sicherheit bei Großveranstaltungen / Besucherlenkung

Digitale Infrastrukturen und Sensoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Besucherlenkung, beispielsweise in Städten mit hohem touristischem Aufkommen oder bei Großveranstaltungen. Dies dient der Sicherheit und dem Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger und stellt somit eine erhebliche Erleichterung für Kommunen dar.

Die Stadt Paris nutzte für die Durchführung der Olympischen Spiele eine Vielzahl an Smart City Anwendungen.
© Deutschlandfunk

Ein Beispiel hierfür waren die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Bei der Organisation und Durchführung kamen Smart City-Anwendungen ins Spiel. Mit digitalen Zwillingen plante die Stadt die optimale Platzierung von Kameras und die Steuerung der Zuschauerströme. Neue, vollautomatische U-Bahn-Linien und Echtzeit-Analysen von Verkehrsdaten leiteten Besucher effizient zu den Sportstätten. Intelligente Gebäude mit anpassungsfähigen Strukturen verhinderten Staus und optimierten den Verkehrsfluss.

Grund 4: Verkehr optimieren

Auch im Bereich Mobilität sind digitale Infrastrukturen die Basis dafür, das Leben einfacher zu gestalten. Smart City-Technologien steuern und optimieren den Verkehrsfluss, was zu weniger Staus, kürzeren Fahrzeiten, geringeren Emissionen und effizienterer Ressourcennutzung führt.

Das Projekt KielRegion nutzt Mobilitäts-Info-Stelen, die Echtzeit-Verkehrsdaten bieten und den Alltag der Bürgerinnen und Bürger einfacher und angenehmer machen. „Digitale Infrastrukturen sind für die Mobilitäts-Info-Stelen in der KielRegion entscheidend, da sie eine Echtzeit-Anzeige und -Weitergabe von Verkehrsdaten ermöglichen. So erhalten Pendlerinnen und Reisende aktuelle Informationen zu Mobilitätsangeboten, alternativen Routen und Umweltbedingungen. Dadurch wird nicht nur die Mobilität nachhaltiger gestaltet, sondern auch der Verkehrsfluss optimiert – ein wichtiger Schritt hin zu einer smart vernetzten und lebenswerteren Region“, so Kim Strupp, Teamleitung & Projektkoordinatorin SmartRegion-Projekt KielRegion | SmarterLeben.

Smartes Parken in Wolfsburg.
© Stadtwerke Wolfsburg

Auch in Wolfsburg werden smarte Technologien zur Steuerung des Verkehrs benutzt: „Ein konkretes Beispiel ist das Projekt Testfeld Smart Parking in Wolfsburg, welches zum Förderprogramm „Modellprojekte Smart Cities“ gehört. Ausgestattet mit Sensortechnologie und Objekterkennungssoftware, profitiert es bereits von der vorhandenen Glasfaserinfrastruktur. Diese digitalen Strukturen ermöglichen eine präzise Datenerfassung und -übertragung, wodurch die Parkplatzsuche effizienter gestaltet werden kann.“ (Stadt Wolfsburg, Referat für Digitalisierung und Wirtschaft).

Grund 5: Nachhaltigkeit und Kosteneinsparung

Ein Smart-City-Projekt fördert Nachhaltigkeit und spart Kosten durch effiziente Nutzung von Ressourcen wie Energie und Wasser mittels intelligenter Beleuchtung und automatisierter Wasserversorgung. Vernetzte Sensoren und Datenanalysen optimieren Verkehrsflüsse, reduzieren CO₂-Ausstoß und senken Kosten für Straßeninstandhaltung. Smarteres Abfallmanagement steigert Recyclingquoten und senkt langfristige Kosten. Intelligente Gebäudesteuerungen passen Heizung, Kühlung und Beleuchtung automatisch an, sparen Energiekosten und verringern den ökologischen Fußabdruck. Digitalisierung und Automatisierung städtischer Prozesse senken Betriebskosten durch proaktive Wartungsplanung.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die oben genannten Beispiele darauf abzielen, die Lebensqualität durch digitale Innovationen zu steigern. Technologien werden zielgerichtet eingesetzt, um einen konkreten Nutzen im Alltag der Bürgerinnen und Bürger zu bieten. Dadurch profitieren sowohl die Einwohnerinnen und Einwohner als auch die kommunale Verwaltung von digitalen Infrastrukturen. Christian Beck von der Stadt Stuttgart fasst es zusammen: Ganz gleich aber ob es nun um die Digitalisierung der Verwaltung, digitale Formate zur Bürgerbeteiligung, die Etablierung digitaler Zwillinge geht und vieles mehr geht — Grundlage für all dies ist eine leistungs- und zukunftsfähige digitale Infrastruktur. Ebenso wie der Ausbau des Schienen- oder Stromnetzes grundlegend für den industriellen Fortschritt war, ist heute der Ausbau des Glasfasernetzes von essenzieller Bedeutung für die Digitalisierung. Für die Landeshauptstadt Stuttgart ist der Breitbandausbau daher ein zentraler Baustein für die Transformation zur Smart City.“

Kostenlose Schulung zum Thema Smart City und IoT

Sie sind neugierig geworden und wollen ihr eigenes Smart City Projekt starten? Das Gigabitbüro des Bundes bietet hierzu eine kostenlose Schulung an, in dem Sie die Grundlagen für die Durchführung eigener Smart City-Projekte erlernen.

Hier gelangen Sie zu der Schulung: https://gigabitbuero.de/schulung/vernetzung-von-kommunaler-infrastruktur-internet-of-things-fuer-kommunen/

Autor und Ansprechpartner bei Fragen rund um das Thema Digitale Infrastrukturen (Infokasten)

Gigabitbüro des Bundes

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Über die nachfolgenden Links erhalten Sie mehr Informationen zu dem Thema Smart City sowie den vorgestellten Smart City Projekten. Auch freuen wir uns über weitere Einsendungen von Projekten dieser Art.: