Türchen 12: Kleinvieh macht auch Mist – Warum der Glasfaserausbau länger dauert, als er sollte

Glasfasernetze sind die Autobahnen der digitalen Welt. Sie ermöglichen superschnelles Internet, das für die Zukunft unverzichtbar ist – für Anwendungen, die wir jetzt vielleicht noch gar nicht kennen. Doch der Ausbau dieser wichtigen Infrastruktur geht manchmal nur schleppend voran. Warum dauert es so lange, bis Glasfaser überall verfügbar ist? Und was können wir tun, damit es schneller geht? Schauen wir uns die Hindernisse genauer an.

Warum dauert der Ausbau so lange?

Der Glasfaserausbau ist eine riesige Aufgabe: Es müssen Leitungen verlegt werden, die oft unter Straßen, durch Vorgärten oder entlang von Feldern führen. Dabei gibt es viele Hindernisse:

  1. Komplizierte Genehmigungen: Bevor ein Bauunternehmen Leitungen verlegen darf, braucht es eine Erlaubnis von den Behörden. Dieser Prozess dauert oft sehr lange, weil die Verfahren nicht einheitlich sind und viele Unterlagen geprüft werden müssen.
  2. Zu wenig Baukapazitäten: Es gibt nicht genug Tiefbauunternehmen, die die Arbeiten durchführen können. Außerdem fehlen Fachkräfte, die die Leitungen verlegen.
  3. Fehlende Information: Viele Menschen wissen nicht genau, warum Glasfaser so wichtig ist. Manche haben Angst, dass Bauarbeiten ihren Vorgarten zerstören, oder denken, sie brauchen Glasfaser erst in ein paar Jahren.
  4. Unklare Zusammenarbeit: Oft arbeiten Netzbetreiber, Kommunen und andere Beteiligte nicht optimal zusammen. Das führt zu Doppelarbeit oder unnötigen Verzögerungen.

Was kann man dagegen tun?

Zum Glück gibt es Lösungen, die den Ausbau beschleunigen können:

  1. Einfachere Genehmigungen: Behörden könnten die Verfahren vereinfachen und digitale Plattformen nutzen, um Anträge schneller zu bearbeiten. Das spart Zeit und Nerven – sowohl für die Unternehmen als auch für die Mitarbeiter:innen in den Behörden. Berlin hat beispielsweise schon sehr frühzeitig eine Ausführungsvorschrift für geringfügige Baumaßnahmen eingeführt.
  2. Bessere Aufklärung: Mit Informationskampagnen könnten Bürgerinnen und Bürger besser verstehen, warum Glasfaser wichtig ist. Fragen wie „Wird mein Vorgarten beschädigt?“ oder „Was habe ich davon?“ sollten klar und verständlich beantwortet werden. Sachsen-Anhalt hat es vorgemacht. Mit der unternehmensunabhängigen „Glasfaser Brauchst Du!“ Kampagne haben begonnen, gezielt potentielle Endkund:innen für den Glasfaserausbau zu sensibilisieren. Da auch der Bund momentan an einer Kampagne arbeitet, sollten alle weiteren Bestrebungen zur Sensibilisierung für den Glasfaserausbau jedoch zwischen Bund und den interessierten Ländern aufeinander abgestimmt werden.
  3. Moderne Bauweisen: Es gibt Techniken, die schneller und umweltschonender arbeiten – zum Beispiel, indem nur kleine Gräben gezogen werden. Das spart Zeit, Geld und reduziert Baustellen. Wir sehen auch nach der Veröffentlichung der DIN 18220 ein großes Interesse an Angeboten rund um Informationen zu modernen Verlegemethoden von Landkreisen und Kommunen. Die Digitalagentur Sachsen hat beispielsweise sehr erfolgreich eine Roadshow dazu durch die Landkreise des Freistaats gemacht. Auch die Wahrnehmung der Angebote des Gigabitbüros des Bundes tragen dazu bei, Vorurteilen und Bedenken über den Einsatz moderner Verlegemethoden entgegenzuwirken.
  4. Gemeinsam planen: Straßenbau und Glasfaserausbau könnten besser koordiniert werden. Wenn bei einer Straßensanierung direkt Glasfaserkabel verlegt werden, spart das Zeit und Kosten.
  5. Gezielte Förderung: In Gegenden, in denen sich der Ausbau für Unternehmen nicht lohnt, sollte die Politik stärker eingreifen und finanzielle Unterstützung bieten. Dabei ist wichtig, dass die Mittel effizient eingesetzt werden.

Warum ist das wichtig?

Ein flächendeckendes Glasfasernetz ist nicht nur ein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Ohne schnelles Internet werden viele Regionen abgehängt – sei es bei der Bildung, im Homeoffice oder für Unternehmen. Wenn wir den Ausbau verschleppen, verliert Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit und die Lebensqualität vieler Menschen leidet.

Fazit

Der Glasfaserausbau ist eine riesige Aufgabe mit vielen Herausforderungen, aber auch Lösungen. Wichtig ist, dass alle – Politik, Unternehmen und Bürger – an einem Strang ziehen. Mit einfacheren Prozessen, besserer Planung und guter Kommunikation können wir schneller ans Ziel kommen: ein schnelles, stabiles und zukunftssicheres Internet für alle.

Autor: Oliver Ulke, Stellv. Leiter Landes- und Kommunalpolitik beim BREKO Bundesverband Breitbandkommunikation e.V.